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Testfahrt Bridgestone Adventure A40 - 15. Mai 2015
Testfahrt Bridgestone Adventure A40 – 15. Mai 2015
Gestern am Feiertag bemerkte ich es: die Reifen verlieren an Profil. Zuerst dachte ich ja, es sei mit dem Motorrad was nicht in Ordnung; aber ein Blick auf den Gummi gab das kleinere Übel zu erkennen: Nahe am Rande der Markierung, fast kein Profil mehr, So – Fenstertag. Wenn jemand wie ich, der in den vergangenen drei Jahren 15 Garnituren Reifen gehabt hat, sollte ja eigentlich den Händler seines Vertrauens bereits gefunden haben. Jein, ist die Antwort.
Da fällt mir der smarte Bursche ein, der sich beim Motorradklub vorgestellt hat und für seinen Betrieb, den Reifenstadl, geworben hat. Schon beim Anruf ist der junge Mann sympathisch. Reifen verschiedener Hersteller sind lagernd, ein Termin wird sich schon noch machen lassen. Also nicht irgendwann, am gleichen Tag. Als ich im Verkaufsraum ankomme, hat er bereits mehrere Modelle aus dem Lager geholt, um sie mir zu zeigen. Dass ist mir noch nie passiert. Dankend erkenne ich, dass der Reifen zu Fahrstil und Motorrad passen muss, aber auch ein wenig zum Fahrer und seinen Geschmack (Optik), was mir hier durch das Vorzeigen erst bewusst wird.
Zum vereinbarten Termin war das Bike auch abholbereit. Fertig montiert und fahrbereit.
Nun aber zur Reifenauswahl (für das Motorrad Suzuki V-Strom 1000 Baujahr 2014) nach vorherigem Versuch mit Battlewing BW501 (originalbestückt) Michelin Anakee 2, Metzeler Tourance next und zu guter Letzt dreimalig Conti Trail Attack 2 (der sich mit einer Laufleistung von 8.000 km recht gut gehalten hat): Es ist der Bridgestone Adventure A40 (vorne 110/80/19, hinten 150/70/17).
Das Motorrad wird fast ausschließlich auf Asphalt bewegt; von Anfang März bis Ende Oktober ist nahezu jedes Witterungsverhältnis mit dabei. Fahrstil: rasant und sportlich; Höchstgeschwindigkeit wird bei nahezu jeder Ausfahrt erreicht, genauso wie die maximal mögliche Schräglage meistens erreicht wird; kurze schnelle Bergstrecken aber eben auch Tagestouren mit 1.000 km und mehr sind am Programm. Hierbei einen Reifen zu finden, der in allen Anwendungsbereichen die Erwartungen des Fahrers vollkommen erfüllt, ist schwierig.
Die Wahl zu Bridgestone fiel schwer; im Freundeskreis wie aus eigener Erfahrung mit dem BW501 (auch schon auf der 650er Suzuki) war jede andere Reifenwahl besser gewesen. Irgendwie konnte ich einfach kein Vertrauen zum Reifen aufbauen: das „Holpern“ des Motorrades war ein Punkt; das leichte Rutschen in Kurven bei tieferer Schräglage; und auch das Rutschen auf Zebrastreifen, was zum Vergleich der anderen Reifen hier merklich stärker ausfiel.
Von der eigentlichen Vorauswahl aufgrund von Testberichten im Internet wäre es eigentlich der Michelin Pilot Road 4 geworden. Aber die Optik des Reifens passt irgendwie gar nicht zu einer Enduro.
Also (fast schweren Herzens) der Entschluss zu etwas Neuem. Es ist ein Regentag, die Temperatur liegt bei etwas über 10°C, die Straße ist regennass. Ein unsicheres Gefühl aus der Werkstatt raus. Wie auf Eiern bewege ich mich vorwärts (was ja auf den ersten Kilometern bei diesem Wetter noch dazu eher kein Fehler ist). Nun, erstmals kein „Holpern“ der Bereifung, man gleitet dahin. Nun, soweit, so gut. Ach – ich muss tanken. Da kenne ich doch eine Tankstelle, da wollte ich ja wieder mal vorbeifahren. Es regnet, ich schwinge mich auf die Autobahn. Nicht gerade die Traumdestination für Reifentests. Aber da ich jeden Bereich erkunden will (und das Anwendungsgebiet ist wie oben erwähnt groß) also auch Autobahn bei Regen. Eine Situation, die manchmal passieren kann.
Interessant: nach wenigen Kilometern hat sich bereits ein Vertrauen aufgebaut: das Bike gleitet wie auf Schienen dahin. Bis über 200 km/h und weder Ruckeln, Schwingen und all die möglichen Symptome sind merkbar. Toll. Schade, dass es regnet, finde ich beim Zurückfahren. Die ersten Punkte wären also positiv abgehakt: Entspanntes Fahren auf der Autobahn sowie Vertrauen bei Regenfahrten in den Reifen. Zwar ist der Punkt „auch bei Regen…“ den derzeit alle Reifenhersteller so hervorheben, nicht der Ausschlaggebendste; wenn es gut geht, habe ich in einer Saison gar keinen Regen. Und wenn doch, sind dies geschätzte 5 % der geleisteten Kilometer. Und da passe ich den Fahrstil dem Wetter an. Trotzdem angenehm, wenn man Vertrauen in den Reifen setzen kann.
Der nächste Tag. Außentemperatur um die 20°C und trockene Straße. Es ist teilweise bewölkt. Also auf zu einer nahe gelegenen Passstraße. Bin ich gespannt.
Der erste Grinser: wow. Kein „kippeliges“ Einlenken in die Kurve. Übergangslos lässt sich das Bike von der Waagrechten in jede gewünschte Seitenlage neigen. Die Straße wieder steiler, mit wechselnden Belägen. Die Reifen beweisen Grip. Ah, jetzt kommt die Stelle, an der die Bridgestone-Reifen in den vergangenen 2 Jahren Furcht in mir auslösten; entgegen der Meinung des Fahrlehrers, man kann dem Motorrad ruhig vertrauen, es ist noch immer genügend Reserve… war nach dieser Stelle das Herz in der Hose und das Vertrauen in die Reifen beim Teufel. Der nächste Grinser auf meinem Gesicht: das Gefühl, wie auf Schienen zu fahren, setzt sich sogar auf dieser hängenden Kurve und dem echt kaputten Asphalt fort. Kurvenstabilität gewährleistet. Das Blabla der Reifenhersteller und ihre dämliche Werbung mit all möglichen Verbesserungen scheint hier zu stimmen. Das eigene Produkt zu verbessern, war ja längst notwendig gewesen, aber mit dem A40 haben sie es auch geschafft. Noch schwieriger ist es, dem Mitbewerber Paroli bieten zu können, auch das haben sie geschafft. Adventure steht beim neuen Bridgestone-Reifen nun gerechtfertigt für die Abenteuer, die man mit dem Reifen fahren kann, nicht wie in der Vergangenheit, die man mit dem Reifen erleben kann. Ich hasse den Blick auf die sog. „Angststreifen“ aber in diesem Fall achte auch ich darauf, neugierig, wieviel ich mir mit dem Reifen zumute: nun, es gibt keine. Der Reifen wurde bis zur Rille angefahren.
Bridgestone verspricht Fahrspaß durch verbessertes Handling ohne Stabilitätsverlust, mehr Kontaktfläche bei großer Schräglage und so mehr Kurvenhalt, größere Profilblöcke sorgen für mehr Steifigkeit und Kurvenstabilität und die MS-Belt-Konstruktion (Mono Spiral Belt) am Vorderreifen verbessert die Dämpfung und garantiert so mehr Fahrkomfort und weniger Ermüdungserscheinungen beim Fahrer. Stimmt.
Ich fühle mich wie im Märchen: Aschenbrödel wurde wahr. Die Prinzessin hat den passenden Schuh gefunden, er passt wie angegossen. Wo ist der Haken, denke ich. Jetzt kann es nur mehr die Laufleistung sein, alles andere wurde ja bereits getestet und positiv bewertet. Den Vorgänger habe ich vor seinem natürlichen Ende bei 6.000 km runtergeschmissen; Hier freue ich mich, dass sie möglichst lange halten.
Danke Bridgestone, danke Reifenstadl.
Christian Sonnleitner
Suzuki V-Strom 1000
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